Nachrichten

Ein wahrer „Champion“ unterwegs in China

发布时间:2017-11-15浏览次数:217

In dem renommierten Gabler Wirtschaftslexikon heißt es: „Der Begriff ‚Hidden Champions‘ ist ein Begriff aus dem Bereich des strategischen Managements. Er wurde von Simon (1990) als Kategorie zur Beschreibung von Wachstumsunternehmen des deutschen Mittelstands eingeführt. Unternehmen dieser Kategorie sind (1) Unternehmen mit einen Jahresumsatz von unter 3 Mrd. Euro, (2) Nr. 1, 2 oder 3 in einem Marktsegment in Europa oder im Weltmarkt, und (3) in der Regel nicht börsennotiert, sondern inhabergeführt. Als solche sind sie weitgehend unbekannt." Und weiter: „Hidden Champions zeichnen sich besonders dadurch aus, dass sie in engen Nischenmärkten Marktführer sind. Diese Fokussierung ist eine bewusste Strategie der Konzentration auf kleine, meist Premium-Marktsegmente, die dazu führt, dass Hidden Champions nicht im Preiskampf mit Konzernen oder Großunternehmen stehen."

Schöpfer dieses Begriffes war 1990 also Hermann Simon, ein aus der Eifel stammender früherer deutscher Hochschullehrer. Professor Dr. Simon offenbarte vor allem eines: Der herausragende deutsche Exporterfolg resultiert nicht primär auf den Aktivitäten der weltweit bekannten deutschen Großkonzerne, sondern gerade auf der Schaffenskraft der der großen Öffentlichkeit verborgen bleibenden Mittelständler, die die Kriterien eines Hidden Champions erfüllen. In Deutschland gab es 2015 mehr als 1.500 dieser Hidden Champions (HC), deutlich mehr als die Hälfte aller HC weltweit. Diese Erkenntnisse sind etwas, was namentlich für die VR China von brennendem Interesse und hoher Aktualität sein muss, gerade nach dem 19. Parteikongress der KPCh, auf dem Parteisekretär Xi Jinping neue Messlatten für die Zukunft aufgestellt hat, die da u.a. heißen: Öffnung, weitere Globalisierung und ambitionierte Wirtschaftsziele in zwei Etappen bis 2035 und 2050.

Die China International Investment Promotion Agency (CIIPA) des chinesischen Handelsministeriums hat dem die praktische Initiative folgen lassen, vom 5. bis 12. eine große Wirtschaftsdelegation aus Deutschland nach China zu senden, geleitet eben von diesem Professor Dr. Hermann Simon. Man organisierte ihm Auftritte in großen Zentren wie Foshan und Shenzhen Bao’an, aber auch in für chinesische Verhältnisse eher kleineren Städten wie Shouguang und Taicang. Und es war überall das Gleiche: Hermann Simon sprach vor prall gefüllten Veranstaltungssälen und vor gebannt lauschenden Zuhörern. Ich selbst kenne Hermann Simon noch nicht sehr lange. Genauer: Ich habe ihn erst vor einigen Wochen persönlich kennengelernt, als die CIIPA-Deutschlandrepräsentanz in seinen Geschäftsräumen in Bonn mit einem kleinen Festakt ihren dritten „Geburtstag“ feierte. Dabei war ich von ihm von Anfang an beeindruckt, und ebenso jetzt die vielen chinesischen Zuhörer. Er ist, dies schon einmal vorab, ein Meister der Präsentation. Es werden keine langen Statistiken vorgetragen. Vielmehr verkündet er lebhaft und in freier Rede auf der Bühne seine Botschaften – natürlich umrahmt auch von Statistiken, die sich aber geschmeidig und harmonisch in seinen Vortrag einfügen. Dies geschieht zugleich mit einer überzeugenden Ausstrahlung. Hier redet nicht ein von anderen Menschen abgehobener Star, sondern ein Mann, der seine Herkunft aus einem kleinen Eifeldorf nicht verleugnet und der seine natürliche „Bodenhaftung“ nicht verloren hat. Die Zuhörer merken dies und fühlen sich Hermann Simon deshalb sehr nahe. Seine Botschaften wirken deshalb einfach nur authentisch. Man kann daher Hermann Simon getrost als wahren „Champion“ auf seinem Gebiet bezeichnen.

Inhaltlich unterstrich Hermann Simon immer wieder, in Foshan ebenso wie in Shenzhen ebenso wie in Taicang ebenso wie in Shouguang, dass es vor allem die HC seien, die die Wachstumstreiber auf dem Weltmarkt seien. Ihre Fokussierung und Tiefe führten sie zur „Weltklasse“. Die Fokussierung führe zwar zu einer Einengung des heimischen Marktes, das aber werde dadurch kompensiert, dass diese Unternehmen „globalisierten“. So seien die deutschen HC nahezu vollzählig bereits auch in China aktiv. Auch bei der Globalisierung blieben die HC ihrer „Präferenz fürs Selbermachen“ treu. Man vertreibe nicht über Dritte, sondern über eigene Tochtergesellschaften, und sorge so auch auf Auslandsmärkten für direkten Kundenkontakt. Denn die Kundennähe – die Simon als fünfmal intensiver als bei Großunternehmen beschrieb – sei eines der großen Erfolgsrezepte der HC, ja, selbst die Topmanager seien noch nahe am Kundengeschäft. Ein weiteres Erfolgsrezept seien die im Vergleich zu Großunternehmen doppelt so hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung. Pro 1.000 Mitarbeitern hielten sie fünfmal so viele Patente wie Großunternehmen. Intern zeichneten sie sich durch flache Hierarchien und großen Teamgeist aus. Dies bedeute einen weitaus niedrigeren Krankenstand als bei Großunternehmen, und die Mitarbeiter blieben ihrem Unternehmen in eklatant höherem Maße treu als dies bei den eher schwerfälligen Großunternehmen der Fall sei.

Was China angehe, seien auch die chinesischen HC auf einem guten Weg. Ihre Anzahl nehme wahrnehmbar ständig zu. Hermann Simons Empfehlung an die chinesischen Akteure: „Bauen Sie auf Forschung und Entwicklung, und internationalisieren Sie, indem Sie Ihre Mitarbeiter ins Ausland schicken. Nur wer internationale Erfahrungen gesammelt hat, kann auch globalisieren.“ Und am Rande bescheinigte Simon Chinesen zudem eine gute Hand bei der Übernahme deutscher Unternehmen und insbesondere auch von HC: Während US-amerikanische Übernahmen oft von einer Zerstörung bisheriger Betriebsstrukturen geprägt seien, gingen Chinesen regelmäßig viel sensibler und behutsamer mit den vorgefundenen Strukturen um, sehr zum Vorteil des Unternehmenserfolges.

All das, was Hermann Simon auf den vier Foren konzeptionell dargelegt hatte, wurde übrigens auch praktisch in einem kleineren Kreis im malerischen Nanyuan-Park in Taicang eindrucksvoll bestätigt. In einem Panel kam hier Erik Breslein zu Wort, General Manager China Manufacturing der Zollner Elektronik AG. Das in Bayern ansässige Unternehmen wurde 1965 als Ein-Mann-Betrieb gegründet und produziert heute mit Niederlassungen in Deutschland, Ungarn, Rumänien, China, Tunesien, den USA, der Schweiz, Costa Rica und Hongkong und ca. 10.000 Mitarbeitern als Elektronik-Dienstleister Einzelteile, Module, Geräte sowie komplexe Systeme für Kunden aus den Branchen Industrieelektronik, Bahntechnik, Automotive, Medizintechnik, Luftfahrt & Verteidigung, Messtechnik, Büroelektronik & Datentechnik, sonstige Konsumgüter und Telekommunikation. Breslein, zuvor bei einem der namhaftesten deutschen Technologiekonzerne tätig, schilderte anschaulich die teamorientierten, kollegialen, zielorientierten alltäglichen Arbeitsabläufe in seinem Unternehmen, ohne Nadelstreifenanzüge, Krawatten und hohe Vorzimmerhürden, aber dafür mit umso mehr Geschäftserfolg. Und sein ganz persönliches Fazit: „Bei Zollner habe ich meinen Platz gefunden, ich habe den Wechsel nie bereut.“

Ich hatte vorstehend schon von den gebannt lauschenden Zuhörern berichtet. Gebannt und beeindruckt war nicht nur die große Zahl der Gäste, auch die Vertreter der jeweiligen Stadtregierungen zeigten sich beeindruckt. So verkündete etwa Gu Xiaodong, „Executive Vice-Mayor“ der Stadt Taicang, zum Schluss der Taicang-Veranstaltung: „Wir werden jetzt jedes Jahr einen Hidden-Champions-Gipfel durchführen.“


Quelle: de.china-info24.com, 14.11.2017

http://de.china-info24.com/germany/beo/20171114/277621.html?from=timeline