司马涛(Dr. Thomas Zimmer),德国汉学家,同济大学特聘教授、同济大学中德人文交流研究中心研究员。1980年代在北京留学,先后于德中两国各地高校开展汉学教学科研多年。2003年至今从事中德文化交流和学术合作,研究重点为中国现当代文学。希望能借此机会与中德两国的读者朋友分享关于中国当代社会与文化领域的信息和思考。
王小波,这个在中国当代文学读者群体中极受欢迎的作家,其作品在德国却依然鲜为人知。在介绍中国的德语权威书籍中,王小波的生平及其地位很少被提及。在英语文学中情况则稍好,至少目前已经有王小波作品的英译本出版,使读者能够有机会接触到。而在中国,王小波的作品不断再版,一如既往地在市面上畅销。
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“这个20年前逝世的作家、知识分子,能对当今时代的人们说些什么呢?”
一个简单的答案可能是,像王小波那样的发声在当今中国基本上处于缺失状态。从王小波在中国持续受到的喜爱可以看出,中国社会依然需要能够批判性思考的知识分子。王小波的作品生前受到同时代同胞的关注,逝世后他的《时代三部曲》成为重要文学作品,他的思想在他永恒留存的作品中得到充分体现,围绕抵抗、分歧、反叛,充分表达了知识分子表达自我的愿望。王小波大部分时候都批判性指出同胞们的弱点,毫不畏惧思想专制。王小波的作品具有讽刺意味,体现知识分子的责任感,他以小说的形式含蓄抨击了1949年后,尤其是文化大革命时期,中国知识分子的遭遇。王小波90年代中期零散发表的大量文章有幸能够在2017年作为散文集出版,正如王小波夫人,中国性学专家李银河在采访文章中所说,这本《一只特立独行的猪》收录了45篇短小精悍的文章,论题广泛,还包含了多篇书评及前言,简洁精辟地概括了中国知识分子的作用。那么回到最初的问题,王小波二十多年前的言论对于当今有何意义?对中国又意味着什么?我们首先要注意到的是,知识分子的忧虑仍然是:害怕倒退回那个可怕的年代、丧失独立思考,一味盲从。
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王小波的写作风格独特,他的文字精心雕刻但易于理解,不矫揉造作,不刻意讨好,不刻意拔高,还带着一定程度的粗野,这些风格都成功融合体现在他的作品中。王小波对中西传统特别是哲学、历史和文学的广泛了解让他看起来像一位相关领域的专家。王小波一直憧憬与世界对话,这一希望在我看来已经不可能了。正是处于这样一个关注世界的中间位置,让王小波直到今天都一直被读者怀念。
王小波笔下很多小说和散文的历史背景被设定为文化大革命时期(1966——1976)。《一只特立独行的猪》这篇短文也是如此。其散文集正是以这篇短文的标题命名,我也节选了一段译成德语,让德国读者能有所了解。
Ein Schwein mit einem eigenen Schädel
Ins Deutsche übersetzt von Prof. Dr. Thomas Zimmer
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Während meiner Arbeit in einer Produktionsbrigade zur Zeit der Kulturrevolution bestand meine Aufgabe darin, Schweine zu mästen und Kühe zu hüten. Schweine und Kühe kämen an und für sich auch gut allein zurecht. Sie würden frei und unbekümmert über die Felder ziehen, bei Hunger fressen, bei Durst saufen und sich im Frühling der Liebe hingeben. Es wäre ein Leben der einfachsten Art und man müsste darüber weiter nicht viele Worte verlieren. Seitdem jedoch der Mensch sich um diese beiden Tierarten kümmert, geht es in ihrem Leben geregelter zu. Man plant für sie, und für die meisten Tiere bedeutet das nichts Gutes – Kühe müssen schuften, Schweine sollen Fleisch ansetzen.
Für eine kleine Minderheit der erwähnten Spezies ist freilich etwas Anderes vorgesehen. Nehmen wir zum Beispiel die Schweine. Besamungseber und Muttersauen sollen schließlich nicht nur fressen, sondern vor allem...., na, Sie wissen schon. Ich bezweifele allerdings, dass den Tieren das überhaupt recht ist, schließlich stürzt man sie in einen inneren Konflikt. Die Aufgabe des Ebers besteht in der Paarung mit immer neuen Partnerinnen, er muss also, streng genommen, im politischen Auftrag ein Leben als Playboy führen. Die Pflicht der Muttersauen ist das Ferkelkriegen, doch kommt es vor, dass Sauen ihre Jungen einfach fressen. Alles in allem bleibt es ein grausames Geschäft für die Schweine, doch sie nehmen es hin – Schwein bleibt eben Schwein.
Eine grundlegende Eigenschaft des Menschen besteht darin, alles Mögliche zu planen und zu organisieren. Wie wir wissen, gab es im alten Griechenland die Spartaner, die das Leben auf fade Weise durchorganisierten bis zum Exzess. Das Ziel bestand darin, die Männer zu todesmutigen Kriegern heranzubilden, aus Frauen wurden Gebärmaschinen – analog zu den Kampfhähnen und den Sauen in der Tierwelt. Diese beiden Tierarten sind durchaus etwas Besonderes, allerdings gehe ich davon aus, dass sie ihre Existenz nicht ohne weiteres gut finden. Nun denn, es ist für jeden schwierig, sein Schicksal selber in die Hand zu nehmen, egal ob Mensch oder Tier.
Im Folgenden will ich von einem Schwein erzählen, das ganz anders war als die große Masse der Schweine. Zu der Zeit, in der ich als Schweinemäster tätig war, dürfte das Schwein, von dem hier die Rede ist, bereits an die vier oder fünf Jahre alt gewesen sein. Von seinem Status her handelte es sich um ein Mastschwein. Dabei war es schwarz und mager, in seinen Augen lag ein heller Glanz. Flink wie eine Bergziege setzte das Vieh mit einem gekonnten Sprung über ein meterhohes Gatter, mit katzengleicher Wendigkeit gelangte es im Nu selbst bis auf das Dach des Schweinestalls. Die Folge dieser Bewegungslust bestand darin, dass das Schwein sich überall herumtrieb, nur nicht im Schweinestall. Alle jugendlichen Intellektuellen unserer Brigade, die einmal in der Schweinemast zu tun gehabt hatten, schlossen damals das Vieh in ihr Herz. Es war auch mein Liebling, denn es gestattete nur uns Jungen, sich ihm bis auf drei Meter zu nähern, bei allen anderen suchte es das Weite.
Im Laufe der Zeit wurde es dem Schwein zur Gewohnheit, nach dem Fressen auf dem Dach ein Sonnenbad zu nehmen. Auch kam es vor, dass es alle möglichen Geräusche nachahmte. So gelang es ihm etwa, die Geräusche von Autos und Traktoren täuschend ähnlich nachzuahmen. An manchen Tagen sah man keine Spur von ihm, ich nehme an, es trieb sich dann in den Nachbardörfern auf der Suche nach einer passenden Muttersau herum.
Wie gesagt, bei uns mit der Schweinemast beschäftigten jugendlichen Intellektuellen erfreute sich unser “Schweinefreund” großer Beliebtheit. In unseren Augen besaß er seinen eigenen Schädel, vor allem schätzten wir seinen lockeren Lebensstil. Das Urteil der ortsansässigen Bevölkerung war freilich weit weniger romantisch, für sie war das Schwein schlichtweg verrückt. Die Leiter des Dorfes verfolgten unser Schwein mit geradezu fanatischem Hass, dazu gleich mehr. Was mich betraf, so muss ich gestehen, dass ich das Schwein nicht nur mochte – ich verehrte es und sprach von ihm respektvoll als meinem “Schweinebruder”.
Ungemach erwuchs dem Schwein letztlich daraus, als es ihm gelang, den Ton der Dampfpfeife zu imitieren, mit der den Arbeitern der örtlichen Zuckerfabrik die Mittagspause angekündigt wurde und die neue Schicht begann. Pünktlich mit dem Erklingen der Dampfpfeife legten alle Mitglieder der Brigade ihre Arbeit auf den Feldern nieder. Das Schwein hatte es sich mit dem Erwerb seiner neuen Fähigkeit zur Gewohnheit gemacht, jeden Vormittag um halb elf von einem Dach aus den gewohnten Pfeifton erklingen zu lassen, worauf die Arbeit auf den Feldern zum Erliegen kam – wohlgemerkt eineinhalb Stunden bevor die Pfeife der Zuckerfabrik zur Mittagspause rief.
Die örtliche Leitung sah sich daher zum Handeln gezwungen, man berief eine Sitzung ein, auf der das Schwein zum “schlechten Element” erklärt wurde, das die Feldbestellung zur Frühjahrszeit behindere. Drastische Maßnahmen sollten unverzüglich ergriffen werden – der Geist, in dem die Sitzung betrieben wurde, war mir vollkommen klar, doch machte ich mir dennoch keine Sorgen um das Schwein: Keine noch so drastische Maßnahme würde Erfolg haben, selbst wenn man vorhaben sollte, das Schwein zu fesseln und zu töten.
Schließlich wurde zur Tat geschritten, um dem vermeintlichen Übeltäter auf dem freien Gelände außerhalb des Schweinepferchs das Handwerk zu legen. Auf der einen Seite der Politkommissar mit einem Gefolge von zwanzig Leuten, jeder bewaffnet mit einer 54er Pistole; auf der anderen Seite sein Stellvertreter mit einem Dutzend weiterer Leute und Flinten, mit denen man gewöhnlich auf Vögel und Tiere schoss, die sich über die Saat auf den Feldern hermachten.
Die Gelassenheit, mit der mein Schweinebruder auftrat, nötigte mir höchsten Respekt ab: mit kühler Berechnung gelang es ihm, sich ausschließlich innerhalb der Schusslinien der Feuerwaffen aufzuhalten, weder das Geschrei der Leute noch Hunde, die man auf ihn hetzte, brachten ihn aus der Ruhe. Eröffneten die Schützen auf beiden Seiten das Feuer, um das Schwein zu töten, hätten sie sich unweigerlich gegenseitig umgebracht.
Mittlerweile bin ich vierzig Jahre alt, doch ist mir nie wieder jemand begegnet, dem es gelungen wäre, sein Leben mit solch einer Abgeklärtheit einzurichten wie eben dieses Schwein. Auf der anderen Seite hatte ich dagegen immer wieder mit Menschen zu tun, denen es vor allem darum ging, andere zu gängeln oder mit Menschen, die der Gängelung gleichgültig gegenübertraten. Und weil das so ist, denke ich immer wieder voller Sehnsucht an dieses Schwein, das einen eigenen Schädel besaß.
作者:司马涛(Prof. Dr. Thomas Zimmer)
翻译:彭曦